Montag, 14. Dezember 2015

Biedermann und die Brandstifter

von Max Frisch




Hi Bücherwürmer


Heute möchte ich euch einen Klassiker vorstellen, den ich aus ganzem Herzen empfehlen kann. Kurz, knackig und in seiner zugrunde liegenden Ironie wirklich brillant! Bei diesem "Lehrstück ohne Lehre" handelt es sich um eine politische Parabel, die die Wehrlosigkeit des höflichen Durchschnittsbürgers thematisiert.

Inhalt


Biedermann und seine Frau gehören zur gehobenen Klasse der Gesellschaft. In ihrer Nachbarschaft kam es dieser Tage regelmäßig zu Brandstiftungen, was beide verunsichert und zu einer vorsichtigen Haltung gegenüber Fremden bewegt. Als ein Unbekannter sie aufsucht und in etwas dreister Manier die Höflichkeit der beiden ausnutzt, nimmt die Geschichte ihren Lauf. Biedermann und seine Frau versuchen den Eindringling loszuwerden, unterliegen dabei aber den gesellschaftlichen Regeln der sprachlichen Höflichkeit. Zwar verhält sich ihr ungebetener Gast eindeutig wie ein Brandstifter, tut dies aber mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass Herr und Frau Biedermann nicht wirklich glauben können, es handle sich tatsächlich um einen. In ihrer Unsicherheit behandeln sie ihren dreisten Gast mit steigender Höflichkeit, um ihn zum Freund zu gewinnen und keine Angst vor ihm haben zu müssen.

Hauptcharakter


Gottlieb Biedermann, ein Haarwasserfabrikant, der behauptet nicht an Klassenunterschiede zu glauben, ist voller Widersprüche. Er hat soeben einen Angestellten gekündigt, der eine kranke Frau und drei Kinder durchbringen muss, möchte aber kein Unmensch sein. Er verlangt von seinem Dienstmädchen einen Hausierer loszuwerden, sobald dieser jedoch im Haus ist, schafft er es allerdings selbst nicht ihn loszuwerden. Während er in der Zeitung über die Brandstiftungen liest, fordert er mit aller Härte man solle die Brandstifter aufhängen, als er jedoch welchen gegenübersteht reicht er ihnen ein Streichholz.

Meine Meinung


Ein sehr kurzweiliges Buch. Es ist sehr klar geschrieben und der Leser ahnt eigentlich von Anfang an worauf es hinausläuft. Selbst Biedermann weiß im Grunde was auf ihn zukommt, ist demgegenüber aber wegen seines Verständnisses von Menschlichkeit völlig hilflos ausgeliefert. 
An sich bin ich kein großer Fan von Max Frisch, wegen seiner nüchternen Schreibweise und seiner relativ platten Direktheit. Auch hier sind die Parallelen zu der Machtübernahme totalitärer Systeme sehr augenscheinlich. Trotzdem finde ich dieses Buch herausragend, weil es die so paradoxe Realität gut widerspiegelt.

Lieblingszitat 


"Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität. Was unser Sepp so erzählt: Kindheit bei Köhlern im Wald, Waisenhaus, Zirkus und so. Aber die beste und sicherste Tarnung (finde ich) ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand."
- Cindy


Bildquelle: https://www.goodreads.com/book/show/1132279.Biedermann_und_die_Brandstifter

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