Montag, 30. November 2015

Das Buch 

von Wolfgang und Heike Hohlbein




Hi Freaks* 


obwohl Fantasy-Romane weniger mein Fall sind, hat mich dieser schlichte Titel derart neugierig gemacht, dass ich einfach nicht darum herum kam, mich Hals über Kopf in die Geschichte zu stürzen. Und sein wir mal ehrlich: Was wäre ein Buchblog, ohne einen Beitrag zum Buch "Das Buch"?


Inhalt


Leonie, eine fünfzehnjährige Freizeit-Punkerin, die mit Büchern so gar nichts anfangen kann - außer damit gelegentlich Fliegen zu erschlagen - begleitet ihre geliebte Großmutter wiederwillig in eine Bibliothek. Was nach einem scheinbar harmlosen Ausflug klingt, verändert so ziemlich Alles. Und das Wort "Alles" ist wirklich nicht untertrieben, denn es hat sich etwas zwischen den Dingen verändert. Eine Reihe rätselhafter Ereignisse geschehen. Leonies Mutter verschwindet beispielsweise durch eine Tür, die anderen verborgen bleibt. Während Leonie versucht zu begreifen, was da gerade geschieht, bewegt sie sich zwischen dem Vergessen und dem Erinnern, zwischen Realität und surrealen Wahrnehmungen. Kann ein Piercing ihr beim Erkenntnisgewinn weiterhelfen? Wer weiß das schon? (Außer mir.)

Hauptcharaktere


Leonie ist ein sportlicher, eher zurückhaltender Teenager, der nicht viele Freunde hat. Sie ist sehr familienverbunden, kann ziemlich begriffsstutzig sein und ist meist nicht sehr durchsetzungsfähig (was mich zum Teil wirklich genervt hat). Die ganze Geschichte wird aus ihrer Perspektive erzählt, weshalb man tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt erhält. Hier drei Erkenntnisse: 
  • Leonie laufen andauernd kalte Schauer über den Rücken. Anfangs hat mich diese Umschreibung noch mitgerissen, aber irgendwann dachte ich mir nur noch: Boah, würde ich ihr gerne eine Wärmflasche schenken.
  • Sie wird als sportlich beschrieben, aber nichts deutet darauf hin, dass sie sich in ihrer Freizeit viel bewegen würde. Die ständigen Achselzucker, mit denen sie Gespräche und Gedanken regelmäßig beendet, waren die einzigen Anzeichen regelmäßiger Bewegung, die ich finden konnte.
  • Leonies Vorstellungskraft scheint zu einem Großteil aus Steigerungen zu bestehen. So wirft ihr Vater ihr beispielsweise einen bösen Blick zu, wird von einer zweiten Person gereizt und wirft ihr einen noch viel böseren Blick zu usw. Die Nutzung der immer weiter zunehmenden Zuspitzung zeigt irgendwann keine Wirkung mehr und wird auf Dauer langweilig.

Leonies Vater hingegen ist sehr durchsetzungsstark. Obwohl sehr oft beschrieben wird, dass Leonie ihn als einen liebevollen und fürsorglichen Menschen kennt, bekommt man als Leser davon wenig mit. Allerdings muss man ihm ganz klar zugute halten, dass er edle Intentionen hat.

Leonies Großmutter ist eine achtzig jährige Frau, der ich locker zutrauen würde, den Marathon vor und zurück zu laufen. Klug und liebevoll ist sie auch. Durch und durch eine Traum-Oma.

Insgesamt sind die Charaktere nicht sehr tief und relativ einseitig. Der Vater begeht dieselben Fehler immer und immer wieder, was der Konzeption der Figur entspricht. Leonie jedoch könnte aus ihren Fehlern lernen, tut es aber nicht.

Meine Meinung


Das Buch ist leicht verständlich und teilweise ganz witzig geschrieben. Hier und da wird ein wenig Galgenhumor verwendet, was ich sehr amüsant finde. Die Geschichte ist von der Idee her gut und macht im Endeffekt wirklich Sinn. Zwischenzeitlich allerdings kann man diesbezüglich schon mal ins Zweifeln kommen. Insgesamt ist es eine fantasievolle Konzeption, die (wenn auch nur am Rande) interessante Gedanken zu den Konzepten Wirklichkeit, Schicksal, Zufall, Logik und Vergangenheit enthält.

Meines Erachtens nach lässt sich das Buch in zwei Teile teilen. Die ersten 400 Seiten sind eine Art spiralförmig aufgebaute Hinführung. In diesem Teil kommt es zu unzähligen Wiederholungen. Mir waren es daher ein bis zwei Windungen zu viel. Nach etwa 250 Seiten hatte ich das Gefühl nicht wirklich voranzukommen und habe zwischenzeitlich etwas die Lust am Weiterlesen verloren. An manchen Stellen kam es mir ein wenig konstruiert vor, dass bestimmte Fragen nicht beantwortet und Gedanken sowie Gespräche einfach abgebrochen werden, um den Leser so lange wie möglich im Dunkeln tappen zu lassen. Das hat meine Geduld zum Teil auf eine harte Probe gestellt. Im darauffolgenden Teil macht das Buch dann aber wieder richtig Spaß und liefert endlich (wenn auch nur nach und nach) Antworten.
Die Charaktere sind leider nicht sehr tiefgründig skizziert. Auch in ihren Empfindungen gibt es unzählige Wiederholungen. Die bereits erwähnten ständigen Schauer, die Leonie über den Rücken laufen, noch bevor das Abenteuer so richtig los geht, lassen sie dabei ausgesprochen schwach wirken. Auch dass sie als anfangs rebellischer Teenager gegenüber ihrem oft sehr herrisch agierendem Vater kein bisschen durchsetzungsfähig ist, erschwerte es mir, eine Sympathie für diese etwas flache Hauptfigur zu entwickeln.


Ich vergebe deshalb zwei von fünf Sternen.

Lieblingszitate


“Ich finde es einen wunderschönen Gedanken, dass etwas, das ein Mensch vor über hundert Jahren niedergeschrieben hat, noch immer da ist. Der Mensch selbst ist schon lange verschwunden, und vielleicht sogar schon vergessen, aber seine Gedanken sind immer noch da. Bücher sind [...] Botschaften aus der Vergangenheit für die Menschen der Zukunft. Wie kleine Zeitmaschinen”
Die schrecklichsten Fehler begehen Menschen fast immer in guter Absicht.”
“Ich bin sicher, dass sie in bester Absicht handeln. Das ist ja gerade das Schlimme.” “Wieso?” “Weil man Menschen, die wirklich von dem überzeugt sind, was sie tun, kaum eines Besseren belehren kann.”
"Rein physiologisch betrachtet, ist die Zeitspanne, die wir als Gegenwart definieren, genau drei Sekunden lang. [...] Danach speichert unser Gehirn das Erlebte als Erinnerung ab."
 "Weil nicht unglücklich zu sein nicht automatisch bedeutet, glücklich zu sein."
"Es fängt immer gleich an, Leonie, und es endet immer gleich. Der Mensch ist einfach nicht dafür geschaffen, absolute Macht zu besitzen. Nicht über die Welt und schon gar nicht über sich selbst."

- Cindy
*wie Melli bin auch ich ein großer Tocotronic-Fan :)



Bildquelle: http://www.buecher.de/shop/buecher/das-buch/hohlbein-wolfgang-hohlbein-heike/products_products/detail/prod_id/25547773/

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